Mein Lebensweg

Ich wuchs in Cornwall mit der Liebe zum Meer und zum Granit auf, machte ein Studium als die beste Möglichkeit, in die weite Welt zu entkommen. Seitdem pendle ich zwischen dem Sog der weiten Welt und der elementaren Kraft des Cornish Land. In Cambridge entdeckte ich meine Liebe zur Schauspielerei, das Theater wurde eine Faszination, allmählich spezialisierte ich mich auf experimentelle und improvisierte Produktionen. Mein Wunsch war, etwas Reales zu erschaffen, das zugleich archetypische war, erwas Persönliches und zugleich Universelles, etwas, dass das Publikum wirklich erreicht und berührt. Beim Lesen von Grotowskis "Gegen ein schlechtes Theater" wusste ich einen Namen dafür: heiliges Theater. Grotowski versuchte, ein Theater ohne Barrieren zu erschaffen, wo der Schauspieler direkt das Leben verkörpert als eine Art Sakrament, an dem das Publikum teilhaben haben kann. Ich bewarb mich durch das British Council für ein Stipendium an seinem Teatr Laboratorium in Wroclaw, um bei ihm in Polen nach dem Studium in Cambridge weiter zu studieren.

Kurz vor Weihnachten kam ein Telegramm aus Polen zu meinen Eltern in Cornwall. Es war schwer zu entziffern, da die Post alle Buchstaben in einer Sequenz geschrieben hatte, weil sie die einzelnen Wörter nicht erkannt hatte. Es stellte sich heraus, es war in Französisch und enthielt eine Einladung zum Vorsprechen in Wroclaw für den 2. Januar. Für das erste und einzige Mal in meinem Leben warf ich alles hin und fuhr mit dem Zug durch den verschneiten eisernen Vorhang am 1. Januar 1974.

Teatr Laboratorium, Polen

Ich war in Polen für fünf lebensverändernde Monate. Die Bühne théorique war eine Mischung aus Studium und Selbsterforschung. Wir liefen rückwärts durch den schwarzen Raum des Theaters, bis wir "sahen" oder spürten, was hinter uns und um uns war, in unserem Energie-Körper. Wir gingen in den Arbeitsbereich ohne Uhren oder Fenster schlafen, und wurden geweckt, ohne jeden Sinn dafür, wie lange wir geschlafen hatten oder ob es Tag war oder Nacht, nur um uns von dem geistigen Diktat und unseren Erwartungen zu befreien. Wir sahen in die Nacht mit der Frage "Aus welchem Stoff bist du gemacht?" Ich hatte die Vision, ich sei ein abgerundeter blauer Stein, doch ohne Substanz, schwebend auf der Oberfläche des Meeres, durch Wind und Wellen geformt, mit einer Sehnsucht nach Gewicht und Hinabsinken in die ruhigen Tiefen und Ausruhen im Sand, mit Wellen von Sonnenlicht die von oben herabströmen.

Grotowski beeindruckte mit seinen neuen Paradigmen für Theater, seiner Leidenschaft, seiner Ehrlichkeit und seinem Wagnis, über den Tellerrand hinaus zu denken. Er begann seine paratheatren Experimente mit Treffen in den Bergen zwischen der Truppe und den Teilnehmern, wo Masken fallen konnten, wo die Menschen tiefe Momente der Berührung und Zusammengehörigkeit ohne Worte mitteilen konnten, tanzend durch die Nacht um ein Feuer, badend in der Morgendämmerung, frühstückend mit frischer Milch direkt von der Kuh - sich vom Leben berühren lassen direkt. War es Kunst? Nein, eher wie ein Fallstrick, um das Leben zu fangen. Am inspirierendsten war der Kontakt mit den Schauspielern, die einfach so energiegeladen, so lebendig und offen und leidenschaftlich mit einer Kreativität und Intelligenz waren, die nichts mit dem Verstand zu tun hatte. Sie waren Menschen, die sich  aus ihren Mustern befreit hatten, um die pulsierende Strömung des Körpers zu leben. Ich wollte sein wie sie. Aber wie?

Psychotherapie

Die Jahre nach Polen wurden verwirrend. Die alten Strukturen konnten nicht überzeugen, nicht mehr, ich hatte nun eine Vision, aber kein wirkliches Verständnis des Neuen. Ich sah die Lücke zwischen dem, wo ich war - berauscht, gehemmt, ängstlich, angepasst - und dem, wo ich sein wollte - lebendig, offen, furchtlos, frei. Ich hatte einige Lebendigkeit und Abenteuerlust, die in meiner Attraktivität für Frauen gespiegelt wurde, aber es dauerte nicht lange, bis sie die Bedürftigkeit darunter entdeckten. Wie schließt sich die Lücke? Die Antwort war Bioenergetik und Körperorientierte Psychotherapie auf Wilhelm Reich basierend. Ich wollte Techniken lernen, um im Drama und in Theater-Therapie mit wirklich starken Emotionen wie Wut in anderen Menschen zu arbeiten und einen sicheren Raum für die Teilnehmer halten zu können. Dies ergab ein "Nebenprodukt", ich entdeckte meine eigene unterdrückte Wut und andere Energien und das war der Antritt einer Reise zur Befreiung von meinem Wunsch, geliebt zu werden, von meiner beherrschenden Mutter, von meiner Angst vor meiner eigenen Kraft und der Intensität meiner Lebendigkeit. Ich finanzierte mich durch Lehre, aber mein wichtiger Weg war die Ausbildung in der humanistischen Psychotherapie mit Richard Dror und David Boadella. Ich habe gelernt, offener und ehrlicher mit Frauen von Anfang an zu sein, und meine Beziehungen verschoben sich von der Quantität zur Qualität. Eine Lehrerstelle war in Bremen, Nord-Deutschland, und dort ergab sich die Gelegenheit, Reichianische Massage und Bioenergetik zu lehren. Mein Kundenstamm wuchs so groß, dass ich noch einmal die Entscheidung traf, einen festen Job zu verlassen, und als selbständiger Therapeut in Bremen blieb. Ich war dort für 11 Jahre, Mitbegründer des Roots and Wings Therapie-Zentrum, mit Abend-und Wohn-Sessions und Therapie-Ausbildung.

SkyDancing Tantra

Meine Partnerin Monika und ich sahen in dieser Zeit eine Demonstration von Tantra Massage mit Andro, und wir wollten Tantra erleben, aber jedes Mal, wenn wir eine Paar-Gruppe gebucht hatten, wurde sie abgebrochen. Schließlich überwanden wir unsere Angst und gingen auf eine Vier-Tage-Gruppe mit Margot Anand. Wir waren so mit dem Herzen in unserer Energie und Lebendigkeit, dass wir sofort das Jahrestraining, Margots drittes Training in Liebe und Ekstase buchten. Ich war besonders bewegt von der Möglichkeit, der Autorität des eigenen Herzens folgen zu können, und merkte, dass ich immer noch versuchte, es anderen richtig zu machen, zu gefallen. Was dazu führte, dass ich versuchte, ein guter Mensch zu sein, so wie ich früher versucht hatte, ein guter Junge zu sein. Tantra bot eine tiefere Ebene der Freiheit. Manchmal dauerte es, mein Ego durch Momente der Angst zu schieben. Margot hatte uns gewarnt, dass durch den starken Prozess ehemalige Kinderkrankheiten hoch kommen könnten, bis der Heilungsprozess abgeschlossen ist und ja, ich hatte Asthma für acht Tage. Aber Angst vor Ablehnung wurden durch Erfahrungen der Zugehörigkeit abgelöst, Angst vor Unzulänglichkeit durch Erfahrungen von Fülle und Kraft.

Nach der Ausbildung habe ich Margot zwei Jahre lang bei Schulungen unterstützt und machte bei der ersten SkyDancing-Lehrer-Fortbildung den Abschluss. Zu meinem 40. Geburtstag, im März 1992 war ich lizenzierter SkyDancing Lehrer.

Bei Margot waren wir 64 Teilnehmer, nur 10 davon Paare, so dass Paare eher als Bürger zweiter Klasse, als Menschen, die für ihr Sicherheitsgefühl aneinander festhalten müssen und nicht frei und sexy sein können, beurteilt wurden. Ich war entschlossen, a) ein Tantra jenseits dieses Narzissmus zu kreieren, wo Energie mehr zählt als Aussehen, und b) eine Paar-Ausbildung, wie ich sie gern erlebt hätte, die den besonderen Weg der miteinander verbundenen Paare würdigt: ein Training, um die Göttin in der Frau und den Gott im Mann zu manifestieren, die Schaffung eines Weges von Respekt und Ehre zwischen beiden Partnern, eines Weges, der das Höchste ineinander zu erkennen und herbeizurufen vermag. Der andere wird zum Spiegel der noch nicht entwickelten Anteile von sich selbst. Liebe wird dann nicht mehr durch einen Mangel ausgedrückt, inden man spürt, welche Qualitäten einem fehlen, sie aber doch haben will und daher abhängig ist von der Anwesenheit des anderen, sondern durch das Erkennen dieser Spiegel-Qualität. So wird der Partner zu einem Lehrer für mich und damit wächst und gedeiht meine Ganzheit und wirkliche Liebe in mir, zu mir selbst und so auch zum anderen. Margot hatte keine Geduld mit den schweren Auseinandersetzungen und Kämpfen, durch die Paare gehen, während ich sie als eine Möglichkeit sah, die eigenen karmischen Muster offenbar werden zu lassen und Befreiung MIT dem jeweiligen Partner zu finden, anstatt sich einen neuen Partner zu suchen, wenn der Spiegel der Beziehung lästig wird.

Mit Margots Segen schuf ich deshalb die SkyDancing Paarausbildung und lehrte zusammen mit Monika SkyDancing in Deutschland. Ich war immer noch Psychotherapeut für Therapie-Klienten in Einzelsitzungen, aber die Therapiegruppen wurden durch Tantra ersetzt. Monika und ich lebten mittlerweile getrennt, doch wir lehrten weiterhin zusammen, einschließlich der ersten Tantragruppen und Paar-Ausbildungen in Großbritannien. Meine spätere Frau Siggi  lernte ich dann als Assistin bei Margot auf einem Festival im Schwarzwald kennen. Zur gleichen Zeit wurde ich Lehrling, Organisator und Übersetzer für Arwyn Dreamwalker in Deutschland, einem kraftvollen schamanischen Lehrer mit irischem und Navajo-Blut, der mich lehrte in die Traumzeit einzutauchen und rituelle Räume zu schaffen in kraftvoller feierlicher Energie. Ich studierte außerdem die Quodoushka Feuer-Medizin von Swift Deer.


Schwanger mit unserem ersten Sohn haben wir beschlossen, nach Cornwall zu gehen und das SkyDancing Institute UK im Jahr 1994 zu gründen. Margot kam, um uns zu unterstützen und bald konnte zum Heiligen-Paar-Training das erste Training für Einzelpersonen hinzugefügt werden. Nach einigen Jahren des Pendelns zwischen Deutschland und England verließ ich Deutschland, wo Monika mit ihrem neuen Partner blieb, und Hilary Spenceley, jetzt im Shakti Tantra, wurde von der einstmaligen Schülerin zur Assistentin und dann zur Lehrerin an meiner Seite.  Noch andere aktuelle UK Tantra Lehrer waren meine Schüler: Martin Jelfs, Leora Lightwoman, Jewels Wingfield und mehr. Im Jahr 1998 begann das erste Training in der Tschechischen Republik, das eine Generation von tschechischen Tantralehrern hervorbrachte.
In diesen Jahren entwickelte ich auch Management-Trainings, Teambuilding, Coaching, Team-und Projektleitung für BMW, Rover, Rolls Royce und Shared Intelligence. Und ich ermögllichte, entwickelte und coachte das Training für das prämierte Change Management.

 

Heute

Zwanzig Jahre nachdem ich begann, bin ich immer noch Tantralehrer. Jeder andere Weg in meinem Leben war eines Tages zu Ende und brachte mich nicht weiter. Tantra jedoch ist der Weg, dessen Mysterien mich immer wieder mit neuen Schätzen beschenken. Jede Woche entdecke ich Neues, auch Unterricht auf Anfänger-Niveau bedeutetSpiralen zu folgen, neue Türen zu öffnen, neue Fragen entstehen zu lassen. Vor allem aber verleiht Tantra mir einen Sinn. Ich habe das Privileg, Heilung, Transformation und Erblühen von Lebendigkeit und Kreativität täglich zu erleben. Im Laufe der 20 Jahre gab es viele Veränderungen. Tantra ist gut etabliert in der alternativen Szene, jedoch zumeist sensationslüstern aufgeputscht in den Medien oder wird, basierend auf Angst, der Lächerlichkeit preisgegeben. Tantra wartet noch auf die Anerkennung als ebenso seriöser und ernsthafter Weg wie Yoga oder Psychotherapie, der das Leben zu verbessern vermag für jeden, der seine inneren, ureigenen Möglichkeiten erfahren will.

In der Lehre von Tantra glaube ich eine gute Form gefunden zu haben, um auf die Ideale von Grotowski hinzuarbeiten. Die Workshops ermöglichen tiefe, offene Begegnungen ohne Masken und jenseits des Egos. Das Abstreifen überflüssiger Äußerlichkeiten, wie Grotowski es wollte führte zum Entfernen des Schauspielers selbst. Der Zuschauer wird nunmehr selbst zum Teilnehmer, der direkt seine eigene Lebendigkeit, Energie, seine Gefühle und Empfindungen erlebt. Das Heilige ist nun präsent dadurch, dass jedes Wort, jede Geste, ja sogar der ganze Raum voller Bedeutung ist. Das Seelenleben wird durch die Übungen und Rituale verkörpert und für die Teilnehmer direkt erfahrbar. Tiefe Berührung und energetische Verbundenheit zu vermitteln sind jetzt mein Weg als Lehrer.